Portrait of Zandile Tshabalala

*1999 in Soweto, South Africa; lives and works in Johannesburg, South Africa
Photo: Trevor Stuurman | Kunstmuseum Basel

An Artist Interview #37

Zandile Tshabalala

EN / DE
Zandile Tshabalala exhibition view

by Zandile Tshabalala
Exhibition view In Search of my Mother's Garden
Kunstmuseum Magdeburg
2022
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

What is your working process like?

A lot of what’s happening currently at the studio is quite new. Since coming back to the studio beginning of this year after recovering from my postnatal journey, I’ve been a bit more interested in broadening my understanding and approach to my paintings by experimenting more with methods like collaging, textures, and texts, all which I briefly touched on in the past but now it feels more like rounding off the edges by being a bit more intentional about how I want all of these elements to come together in the work. I’ve been thinking a lot about what happens when the sitter is unable to sit for these self-portraits I’ve been making over time and also, I’ve been thinking a lot about what happens to the work after they leave the studio. Is the intended narrative translated closer to what I wanted or does the work fail to translate its own meaning? Of course I can only control the perception around my work and the narratives I am sharing to a certain extent so I have been even more reliant on the actual medium to help create an atmosphere and to draw the viewer closer to these different references I’ve used with each painting. I hope that all of these things, these references, kind of help whomever that is engaging with the work to understand what the work is about and what time it is referencing.

Going back to the realisation during my pregnancy and postpartum – I realised that it was becoming much more difficult to rely solely on my ability to sit for the works in order them to be actualised. I needed alternative approaches to allow the work room to continue happening even outside of me. I started finding different outlets by collecting fashion and home magazines. My partner actually brought a whole full box with vintage South African house and garden magazines from which I found plenty of gems like our indigenous plants, methods of colour contrasting from an interior perspective and also how play with textures. This period for me felt like a revival of my core interest in vintage fashion and an affirmation that I still wanted to work with gardens and foliage on my canvases. Whilst the actual process of images finding is a back and forth between archives (personal and found) and contemporary pictures, I am still aware in my approach that all of these are just tools to get you wherever you want to go but the actual work begins in how you actually choose interpret and mesh everything up to create new meaning or resurface already existing meaning. That is where the art truly begins for me. The rest of the process really is decisions on what should go where and the execution. I usually go straight to the canvas when I have the image in mind, I’ve tried keeping a sketch book but it ends up being a place for to do lists and unclear thoughts and scribbles. Paint is really forgiving so mistakes are never really mistakes you can always find a way to make it work with paints.

I generally find inspiration and conversation directly from what is happening in my life and my communities close and far. Postnatal, I have been thinking a lot about the generosity that motherhood has given me and my practice. Without this journey, I am convinced that the materiality of my work would have taken longer to actualise as I would have never given myself this brave chance of pivoting from all I was convinced I knew. I really started creating as I pleased post the oblivion I felt during my maternity leave. The work I did for my daughter inspired me to put everything in my work, literally everything – glitter, rhinestones, impastos, words, feelings – EVERYTHING. And this feels like just the beginning. I have also been feeling nostalgic for my life in the city, maybe because as I grow and as I start my family life I am becoming more and more drawn to the quieter life outside the city so in a way I feel like I am bidding the city goodbye and reminiscing about the life I had here. I’ve been sharing this nostalgia through transcriptions of my favorite disco songs from the states and some local pop and house music that was popular in the 90s early 2000s. Also very glam, and very energetic. I think musicians are honestly the most interesting creatives because they are able to ignite all of our human senses. For me, being able to feel like that because of someone’s creations epitomises this genius I crave in my practise. I can’t think of a better way to try to create than to create from a place of obsession and emotions.

Wie ist dein Arbeitsprozess?

Vieles von dem, was derzeit im Atelier passiert, ist ziemlich neu. Seit ich Anfang dieses Jahres nach meiner postnatalen Reise wieder ins Atelier zurückgekehrt bin, bin ich mehr daran interessiert, mein Verständnis und meine Herangehensweise an meine Bilder zu erweitern, indem ich mehr mit Methoden wie Collagen, Texturen und Texten experimentiere, die ich in der Vergangenheit nur kurz gestreift habe. Ich habe viel darüber nachgedacht, was passiert, wenn der Porträtierte nicht in der Lage ist, für diese Selbstporträts, die ich im Laufe der Zeit gemacht habe, zu sitzen, und ich habe auch viel darüber nachgedacht, was mit den Arbeiten passiert, nachdem sie das Studio verlassen haben. Wird die beabsichtigte Erzählung näher an das herangebracht, was ich wollte, oder scheitert das Werk daran, seine eigene Bedeutung zu übersetzen? Natürlich kann ich die Wahrnehmung meiner Arbeit und der Erzählungen, die ich verbreite, nur bis zu einem gewissen Grad kontrollieren, so dass ich mich noch mehr auf das eigentliche Medium verlasse, um eine Atmosphäre zu schaffen und den Betrachter näher an die verschiedenen Bezüge heranzuführen, die ich bei jedem Bild verwendet habe. Ich hoffe, dass all diese Dinge, diese Bezüge, demjenigen, der sich mit dem Werk auseinandersetzt, helfen, zu verstehen, worum es in dem Werk geht und auf welche Zeit es sich bezieht.

Während meiner Schwangerschaft und nach der Geburt wurde mir klar, dass es immer schwieriger wurde, mich allein auf meine Fähigkeit zu verlassen, für die Arbeiten zu sitzen, um sie zu verwirklichen. Ich brauchte alternative Ansätze, damit der Arbeitsraum auch außerhalb von mir weiter existieren konnte. Ich begann, verschiedene Möglichkeiten zu finden, indem ich Mode- und Wohnzeitschriften sammelte. Mein Partner brachte eine ganze Kiste mit alten südafrikanischen Haus- und Gartenmagazinen mit, in denen ich viele Perlen fand, wie z. B. unsere einheimischen Pflanzen, Methoden für Farbkontraste in der Inneneinrichtung und auch das Spiel mit Texturen. Diese Zeit fühlte sich für mich wie eine Wiederbelebung meines Kerninteresses an Vintage-Mode an und wie eine Bestätigung, dass ich immer noch mit Gärten und Laub auf meinen Leinwänden arbeiten wollte. Während der eigentliche Prozess der Bildfindung ein Hin und Her zwischen Archiven (persönlichen und gefundenen) und zeitgenössischen Bildern ist, bin ich mir bei meiner Herangehensweise immer noch bewusst, dass all dies nur Werkzeuge sind, die einen dorthin bringen, wo man hin will, aber die eigentliche Arbeit beginnt damit, wie man alles auswählt, interpretiert und miteinander verknüpft, um eine neue Bedeutung zu schaffen oder eine bereits vorhandene Bedeutung wieder aufleben zu lassen. Hier beginnt für mich die eigentliche Kunst. Der Rest des Prozesses besteht aus Entscheidungen darüber, was wo hingehört, und aus der Ausführung. Ich habe versucht, ein Skizzenbuch zu führen, aber es endet damit, dass ich darin Listen mit zu erledigenden Aufgaben, unklaren Gedanken und Kritzeleien ablege. Die Farbe verzeiht sehr gut, so dass Fehler nie wirklich Fehler sind, man kann immer einen Weg finden, sie mit Farben zu beheben.

Im Allgemeinen lasse ich mich von dem, was in meinem Leben und in meinen nahen und fernen Gemeinschaften geschieht, inspirieren und führe Gespräche. Nach der Geburt habe ich viel über die Großzügigkeit nachgedacht, die die Mutterschaft mir und meiner Praxis gegeben hat. Ich bin überzeugt, dass es ohne diese Reise länger gedauert hätte, die Materialität meiner Arbeit zu verwirklichen, denn ich hätte mir nie die mutige Chance gegeben, mich von allem zu lösen, von dem ich überzeugt war, es zu kennen. Nach der Vergessenheit, die ich während meines Mutterschaftsurlaubs verspürte, begann ich wirklich zu schaffen, weil es mir gefiel. Die Arbeit, die ich für meine Tochter gemacht habe, hat mich dazu inspiriert, alles in meine Arbeit zu stecken, buchstäblich alles - Glitzer, Strasssteine, Impastos, Worte, Gefühle - ALLES. Und das fühlt sich an, als wäre das erst der Anfang. Ich habe mich auch nach meinem Leben in der Stadt gesehnt, vielleicht weil es mich mit dem Heranwachsen und dem Beginn meines Familienlebens immer mehr zu dem ruhigeren Leben außerhalb der Stadt zieht. Ich teile diese Nostalgie durch Transkriptionen meiner Lieblingsdisco-Songs aus den USA und einiger lokaler Pop- und House-Musik, die in den 90er und frühen 2000er Jahren populär war. Auch sehr glamourös und sehr energiegeladen. Ich glaube, Musiker sind wirklich die interessantesten Kreativen, weil sie in der Lage sind, alle unsere menschlichen Sinne anzusprechen. Für mich verkörpert das Gefühl, das ich aufgrund der Kreationen von jemandem habe, diese Genialität, nach der ich mich in meiner Praxis sehne. Ich kann mir keine bessere Art und Weise vorstellen, etwas zu schaffen, als aus einer Besessenheit und einem Gefühl heraus zu kreieren.

Zandile Tshabalala exhibition view

by Zandile Tshabalala
Yellow Blossoms
2024
Acrylic on canvas
200 x 200 cm
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

Zandile Tshabalala exhibition view

by Zandile Tshabalala
Mothers bloom
2025
Acrylic on canvas
120 x 90 cm
Courtesy: The artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

You live and work in Johannesburg. Did you move there to study at the University of the Witwatersrand?

I was actually born in Soweto, I spent the first two years of my life there then my grandmother relocated us to a suburb in the east rand to give us a better life. We lived there until I was in the third grade then we moved back to Soweto where I grew up until I went into varsity. Life was becoming too expensive in the East Rand but my grandmother and mother still wanted to give us a great education so they sent us to the neighboring suburb in the West Rand to attend model C schools. It was an interesting time of living in these two contrasting worlds, I always felt like I was reaching out for something to better myself and my life. But generally life in Soweto was alright. I never really dwelled in the brutal reality of the economic lack we were experiencing at home because it was everywhere and at every range in my community. I always tried to find the lightness in mine and my family’s reality so I never really felt like anything was amiss. I just always in the back of my head kept the seed of eventually finding a way to the life I dreamt of.

My acceptance into the Wits Fine Art program was the beginning of my art and city life. I spent two years going back and forth between Joburg and Soweto and finally in my Second-Third Year I moved into my studio at school. This was technically not allowed in the premises but the desire to bring myself closer to my art and to the city grew so strong. I could no longer afford to lose time, and to shapeshift accordingly so I can be keeping the balance between home then switch again for school. I needed zero interruptions in my pursuits and obsessions so I chose the sneakier route of staying close to my work and also of being uncomfortable in the studio. That is how I became part of the city or the city part of me. A lot of growth happened whilst I was at Wits, I found the beginning of my practice there. I found a lot of contemporary artists work whilst I was in my studio, I found my community of friends there as well.

Just before COVID hit I had started getting opportunity for potential shows and my work was starting to get recognition on my social media. When lockdown happened, we were asked to vacate the premises at school so I was now full-time back home. It became a bit stressful trying to keep up with school, career and home life so my mom helped me find a small studio back in the city so I can at least have some space to myself whilst I try to keep up. I have been in my art building since then.

Du lebst und arbeitest in Johannesburg. Bist du dorthin gezogen, um an der University of the Witwatersrand zu studieren?

Ich wurde eigentlich in Soweto geboren und verbrachte dort die ersten zwei Jahre meines Lebens. Dann zog meine Großmutter mit uns in einen Vorort im Osten des Landes, um uns ein besseres Leben zu ermöglichen. Wir lebten dort, bis ich in der dritten Klasse war, dann zogen wir zurück nach Soweto, wo ich aufwuchs, bis ich zur Universität ging. Das Leben im East Rand wurde zu teuer, aber meine Großmutter und meine Mutter wollten uns immer noch eine gute Ausbildung ermöglichen, also schickten sie uns in den benachbarten Vorort im West Rand, wo wir die Modell-C-Schulen besuchten. Es war eine interessante Zeit, in der ich in diesen beiden gegensätzlichen Welten lebte, und ich hatte immer das Gefühl, dass ich nach etwas strebte, um mich und mein Leben zu verbessern. Aber im Allgemeinen war das Leben in Soweto ganz in Ordnung. Ich habe mich nie wirklich mit der brutalen Realität des wirtschaftlichen Mangels auseinandergesetzt, den wir zu Hause erlebten, denn er war überall und in jeder Hinsicht in meiner Gemeinde präsent. Ich habe immer versucht, die Leichtigkeit in meiner Realität und der meiner Familie zu finden, so dass ich nie das Gefühl hatte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Ich hatte nur immer im Hinterkopf, dass ich irgendwann einen Weg zu dem Leben finden würde, von dem ich träumte.

Meine Aufnahme in das Wits Fine Art Programm war der Beginn meines Kunst- und Stadtlebens. Ich verbrachte zwei Jahre damit, zwischen Joburg und Soweto hin und her zu pendeln, und schließlich zog ich in meinem zweiten und dritten Studienjahr in mein Atelier in der Schule. Eigentlich war das in den Räumlichkeiten nicht erlaubt, aber der Wunsch, mich meiner Kunst und der Stadt zu nähern, wurde immer stärker. Ich konnte es mir nicht mehr leisten, Zeit zu verlieren und mich entsprechend umzuziehen, um das Gleichgewicht zwischen Zuhause und der Schule zu halten. Ich brauchte keine Unterbrechungen bei meinen Beschäftigungen und Obsessionen, also entschied ich mich für den heimlichen Weg, in der Nähe meiner Arbeit zu bleiben und mich auch im Atelier unwohl zu fühlen. Auf diese Weise wurde ich Teil der Stadt oder die Stadt Teil von mir. Während meines Studiums an der Wits University habe ich mich sehr weiterentwickelt und den Anfang meiner Praxis gefunden. Ich entdeckte viele Arbeiten zeitgenössischer Künstler, während ich in meinem Atelier war, und ich fand dort auch meine Gemeinschaft von Freunden.

Kurz vor COVID hatte ich erste Gelegenheiten für potenzielle Ausstellungen erhalten, und meine Arbeit begann, in den sozialen Medien Anerkennung zu finden. Als die Schule geschlossen wurde, wurden wir aufgefordert, das Schulgelände zu räumen, sodass ich nun ganztags zu Hause war. Es wurde ein bisschen stressig, Schule, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen, also half mir meine Mutter, ein kleines Atelier in der Stadt zu finden, damit ich wenigstens etwas Platz für mich habe, während ich versuche, mitzuhalten. Seitdem bin ich in meinem Kunstgebäude.

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
Umcimbi: e21st ka Glenda & the kitchen dance (Diptych)
2023
Acrylic on canvas
200 x 400 cm
Courtesy: the Artist & BKhz Gallery

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
uSarah
2023
Acrylic on canvas
60 x 70 cm
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
uJabulile
2023
Acrylic on canvas
60 x 70 cm
Courtesy: The artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

What are you working on at the moment? What is important for you to process in your work currently?

Currently I have just completed the first few canvases that speak about my two themes of interest – Motherhood, Before and after as well as The Cityscape, music and fashion influences. I think this back and forth between past, present and future keeps the flow of the studio refreshing because I can always take a break from one topic by delving into another. Also from a technical perspective I am currently existing in multiple modes of creatives so the studio is currently a fun place for me.

In the beginning of 2023, I did an exhibition around my mom’s 21st birthday. An event that is popular in my hometown, as it celebrates this transition from girlhood to womanhood. I also did a show again on my mother at the Kunstmuseum of Magdeburg titled “In Search of my Mother's Garden”, a show were again I was pursuing the idea of knowing my mother before she became my mother. In a way reflecting on these shows and my own personal life, I feel like I am experiencing a full circle moment because I was curious about the before mother journey as that was what I was closer to but now I am curious about the after motherhood journey, a topic for the future as well. I listened to this book on my audible “Tomorrow I Become a Woman” by Aiwanose Odafen, twice now. I was drawn to the title initially but the more I revisit it the more I find myself in it. I sympathize with Uju. I sympathize with women, I sympathize with my mother and grandmother and I sympathize with myself. I think the process right now is trying to unpack all of these feelings, the joy, the sorrow. Everything really but to do it in a way a musician or a novelist would.

To break away from this work I retouch my dazzling lyric inspired works. Its been a fun process learning about what glitter can do. I also have been manifesting more direction in my fashion pursuits. I see myself in collaboration with African and African diasporic fashion houses.

Woran arbeitest du im Moment? Was ist aktuell wichtig für dich, in deiner Arbeit zu verarbeiten?

Zurzeit habe ich gerade die ersten Bilder fertiggestellt, die sich mit den beiden Themen befassen, die mich am meisten interessieren - Mutterschaft, Vorher und Nachher sowie Stadtbild, Musik und Modeeinflüsse. Ich denke, dass dieses Hin und Her zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft den Fluss des Ateliers erfrischend hält, weil ich immer eine Pause von einem Thema machen kann, indem ich mich in ein anderes vertiefe. Auch aus technischer Sicht bin ich derzeit in mehreren kreativen Modi tätig, so dass das Atelier derzeit ein lustiger Ort für mich ist.

Anfang 2023 habe ich eine Ausstellung über den 21. Geburtstag meiner Mutter gemacht. Ein Ereignis, das in meiner Heimatstadt sehr beliebt ist, da es den Übergang vom Mädchen- zum Frauendasein feiert. Außerdem habe ich im Kunstmuseum Magdeburg eine weitere Ausstellung über meine Mutter mit dem Titel „In Search of my Mother’s Garden“ gemacht, eine Ausstellung, in der ich wieder der Idee nachging, meine Mutter zu kennen, bevor sie meine Mutter wurde. Wenn ich über diese Ausstellungen und mein eigenes Leben nachdenke, habe ich das Gefühl, dass sich hier ein Kreis schließt, denn ich war neugierig auf die Reise vor der Mutter, weil ich ihr näher stand, aber jetzt bin ich neugierig auf die Reise nach der Mutterschaft, ein Thema, das auch in der Zukunft eine Rolle spielen wird. Ich habe mir das Buch „Tomorrow I Become a Woman“ von Aiwanose Odafen auf meinem Audible angehört, schon zweimal. Der Titel hat mich anfangs angezogen, aber je öfter ich es mir anhöre, desto mehr finde ich mich in ihm wieder. Ich sympathisiere mit Uju. Ich sympathisiere mit Frauen, ich sympathisiere mit meiner Mutter und Großmutter und ich sympathisiere mit mir selbst. Ich denke, der Prozess besteht im Moment darin, all diese Gefühle auszupacken, die Freude, den Kummer. Eigentlich alles, aber auf die Art und Weise, wie es ein Musiker oder ein Romanautor tun würde.

Um mich von dieser Arbeit zu lösen, retuschiere ich meine schillernden lyrisch inspirierten Werke. Es war ein lustiger Prozess, zu lernen, was Glitzer bewirken kann. Auch in der Mode habe ich eine neue Richtung eingeschlagen. Ich sehe mich in Zusammenarbeit mit afrikanischen und afrikanischen diasporischen Modehäusern.

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
Birds of Paradise
2025
Acrylic, glitter, acrylic rhinestones on canvas
150 x 150 cm
Courtesy: The artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
L.O.V.E
2024
Acrylic and Pastels on canvas
200 x 200 cm
Courtesy: The artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

The figures in your works are mostly yourself, family and friends, or are there sometimes fictional characters as well?

For the most part, in my work I create self-portraits or portraits of my loved ones. I’d say the second most consistent theme in my practice is relationships. Whether it is the relationship to self, romantic or family and friends. I have however tried using borrowed references to make a painting but even in that I found it a bit difficult to not create some kind of self-portrait in narration. I think self-portraits – literal and figurative – are more of my forth (laughs).

Sind die Figuren in Ihren Werken meist Du selbst, Familie und Freunde oder sind darunter auch fiktive Charaktere?

In meiner Arbeit entstehen vor allem Selbstporträts oder Porträts von Menschen, die ich liebe. Ich würde sagen, das zweitbeständigste Thema in meiner Praxis sind Beziehungen. Sei es die Beziehung zu sich selbst, die romantische oder die zu Familie und Freunden. Ich habe allerdings auch schon versucht, geliehene Referenzen für ein Gemälde zu verwenden, aber selbst dabei fand ich es ein wenig schwierig, nicht eine Art Selbstporträt in der Erzählung zu schaffen. Ich denke, Selbstporträts - wörtlich und im übertragenen Sinne - sind am ehesten mein Gebiet (lacht).

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
Installation view
Art Basel Miami Beach, Miami, USA
2022
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne
Photo: Dawn Blackman

How did it come about that you depict the figures in your works at rest, gazing directly at the viewer?

My initial point of departure happened when I was still studying at the University of the Witwatersrand during my art history class. At the time we were learning about the western modernist Artists and Manet’s Olympia came up. I think for me seeing this work and the placement of the black woman in it was my ah ha moment. The displacement I had felt in my personal life and now in my art journey became clear to me during those lectures. I needed to see very particular images of blackness and womanhood that spoke to where I wanted to be. I had rounded off some images I found on the internet of my now favorite artists – your Kerry James Marshalls, Njideka Akunyili Crosbys, Meleko Mokgosis – and I was ready to take the brave step of making works I wanted to see as well. My initial approach was to paint resting women, always seated or reposed on loungers. This was my protest against the sea and notions that rest was taboo for black women. A narrative that has existed for so long that now infiltrates the minds within my community. I simply refused to have the figures I painted in a state that did not show an urgency over themselves, their own bodies and also over their own livelihood. The gaze was a conversation and an affirmation to the figure. It has softened over the years as I feel like the work of black visibility within the painting canons has been done, and whilst there is still a need for varying our stories, I no longer feel the need to prove or push. I create a lot from a place of genuine love and I hope it shows in the gaze of my figures.

Wie kam es dazu, dass du die Figuren in deinen Werken zumeinst in Ruhe und mit direktem Blick auf die Betrachtenden darstellst?

Mein Ausgangspunkt war während meines Studiums an der University of the Witwatersrand in meinem Kunstgeschichtskurs. Damals lernten wir etwas über die Künstler:innen der westlichen Moderne und Manets Olympia kam zur Sprache. Ich glaube, für mich war der Anblick dieses Werks und die Platzierung der schwarzen Frau darin mein Aha-Erlebnis. Die Verdrängung, die ich in meinem persönlichen Leben und nun auch auf meiner künstlerischen Reise gespürt hatte, wurde mir während dieser Vorlesungen klar. Ich musste ganz bestimmte Bilder von Schwarzsein und Frausein sehen, die mir sagten, wo ich sein wollte. Ich hatte im Internet einige Bilder meiner heutigen Lieblingskünstler:innen gefunden – Kerry James Marshalls, Njideka Akunyili Crosbys, Meleko Mokgosis – und war bereit, den mutigen Schritt zu wagen, Werke zu schaffen, die ich auch sehen wollte. Anfangs malte ich ruhende Frauen, immer sitzend oder auf Liegen liegend. Das war mein Protest gegen das Meer und die Vorstellung, dass Ruhe für schwarze Frauen tabu sei. Ein Narrativ, das schon so lange existiert, dass es sich in den Köpfen meiner Gemeinschaft festgesetzt hat. Ich habe mich einfach geweigert, die Figuren, die ich malte, in einem Zustand zu zeigen, in dem sie sich nicht um sich selbst, ihren eigenen Körper und auch um ihre Lebensgrundlage kümmern. Der Blick war ein Gespräch und eine Bekräftigung für die Figur. Das hat sich im Laufe der Jahre abgeschwächt, da ich das Gefühl habe, dass die Arbeit an der schwarzen Sichtbarkeit innerhalb des Malereikanons getan ist, und obwohl es immer noch notwendig ist, unsere Geschichten zu variieren, habe ich nicht mehr das Bedürfnis, etwas zu beweisen oder zu forcieren. Ich schaffe viel aus einer genuinen Liebe heraus und hoffe das zeigt sich im Blick meiner Figuren.

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
uZandi
2022
Acrylic on canvas
60 x 70 cm
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
uNokuthula
2022
Acrylic on canvas
60 x 70 cm
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
uNana
2022
Acrylic on canvas
60 x 70 cm
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

Are there any artists who have had a particular influence on your work?

Yes, I’ve had quite a few over the years. In my initial stages, artists such as Kerry James Marshall, Njideka Akunyili Crosby, Meleko Mokgosi where always in my mind. I was always moved by their approach to their practices and how they created meaning or brought to light existing narratives. In my opinion these artists are geniuses and the equivalent to Masters of painting especially within the black canon.

Overtime the influences have varied, I would not be able to pinpoint to one source of inspiration or influence as I have even crossed genres and looked into other art forms such as music, media, textiles, abstraction etc., in my pursuit to evolve my art. I believe that inspiration is everywhere, it is how you use it that matters the most.

Gibt es Künstler:innen, die einen besonderen Einfluss auf deine Arbeit hatten?

Ja, ich hatte im Laufe der Jahre eine ganze Reihe von Vorbildern. In meiner Anfangsphase hatte ich immer Künstler wie Kerry James Marshall, Njideka Akunyili Crosby und Meleko Mokgosi im Kopf. Ihre Herangehensweise an ihre Praktiken und die Art und Weise, wie sie Bedeutung schaffen oder bestehende Erzählungen ans Licht bringen, haben mich immer bewegt. Meiner Meinung nach sind diese Künstler:innen Genies und das Äquivalent zu den Meistern der Malerei, insbesondere innerhalb des schwarzen Kanons.

Im Laufe der Zeit haben sich die Einflüsse verändert, und ich kann mich nicht auf eine einzige Inspirationsquelle oder einen einzigen Einfluss festlegen, da ich in meinem Bestreben, meine Kunst weiterzuentwickeln, auch andere Kunstformen wie Musik, Medien, Textilien, Abstraktion usw. in Betracht gezogen habe. Ich glaube, dass Inspiration überall zu finden ist, es kommt nur darauf an, wie man sie nutzt.

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
Exhibition view beautiful experiment(s)
Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne, Berlin
2021
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne
Photo: Simon Vogel

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
Masking
2021
Acrylic on canvas
120 x 90 cm
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
Lounging in blue pyjamans
2022
Acrylic on canvas
120 x 90 cm
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

What role does the European art canon play in your work?

European art canons are often the first introduction to what fine art is and what traditions does it entail for a lot of artists starting out. It is difficult to not be engaged somehow even subconsciously with these artists as their mastery has been spoken of and taught for many years and they have remained the main canons and points of departures for many artists even some black modernist and contemporary artists. I’ve also had my own favorites such as Caravaggio, Henri Rousseau, David Hockney and so forth.

Whilst I was trying to find my feet in the start of this year, I revisited Bell Hooks’ “Art on my mind”. Literally in the first pages she speaks about the importance of black artists searching and referencing black art canons. She says this not as an erasure to the already existing and already great western art master’s but as a way to also revive and assert the genius of artists within our own community and as a way for us to affirm our practices not always in contrast to whiteness. This is a sentiment I’ve always resonated with even before understanding it. In my search for great artists within my diasporic and local community I have learnt so much about the “black aesthetic”. From a technical point, a material point and from a narrative point. I’ve recently even borrowed some of Gladys Mgudlandlu’s “flowers” for my artwork Mother’s Bloom. What I found most interesting about black artists’ works such as Helen Sebidi, Christ Ofili, Mickalene Thomas and so forth, is the craftsmanship of their work. A lot of the time the works goes against western traditions and also follows an undefined but understood path of aesthetics and traditions. One that I am also becoming more and more aware of in my works.

Welche Rolle spielt der europäische Kunstkanon in deiner Arbeit?

Der europäische Kunstkanon ist oft die erste Einführung in das, was bildende Kunst ist und welche Traditionen sie mit sich bringt für viele Künstler:innen, die am Anfang stehen. Es ist schwierig, sich nicht irgendwie, wenn auch nur unbewusst, mit diesen Künstlern zu beschäftigen, da über ihre Meisterschaft seit vielen Jahren gesprochen und gelehrt wird und sie für viele Künstler:innen, selbst für einige Künstler:innen der schwarzen Moderne und zeitgenössische Künstler:innen, die Hauptkanons und Ausgangspunkte geblieben sind. Ich hatte auch meine eigenen Favoriten wie Caravaggio, Henri Rousseau, David Hockney und so weiter.

Als ich zu Beginn dieses Jahres versuchte, mich zurechtzufinden, las ich erneut Bell Hooks' „Art on my Mind“. Gleich auf den ersten Seiten spricht sie davon, wie wichtig es ist, dass schwarze Künstler:innen den Kanon der schwarzen Kunst suchen und sich darauf beziehen. Sie sieht dies nicht als eine Auslöschung der bereits existierenden und großartigen westlichen Kunstmeister, sondern als eine Möglichkeit, die Gattung der Künstler:innen innerhalb unserer eigenen Gemeinschaft wiederzubeleben und zu behaupten, und als eine Möglichkeit für uns, unsere Praktiken zu bekräftigen, die nicht immer im Gegensatz zum Weißsein stehen. Das ist ein Gefühl, das ich schon immer hatte, noch bevor ich es verstand. Auf meiner Suche nach großen Künstler:innen in meiner Diaspora- und lokalen Gemeinschaft habe ich so viel über die „schwarze Ästhetik“ gelernt. In technischer Hinsicht, in Bezug auf das Material und in Bezug auf die Erzählung. Kürzlich habe ich mir sogar einige von Gladys Mgudlandlus „Blumen“ für meine Arbeit Mother's Bloom ausgeliehen. Was ich an den Werken schwarzer Künstler:innen wie Helen Sebidi, Christ Ofili, Mickalene Thomas usw. am interessantesten fand, ist die handwerkliche Qualität ihrer Arbeit. Oftmals widersprechen die Arbeiten westlichen Traditionen und folgen einem nicht definierten, aber verständlichen Weg der Ästhetik und Tradition. Ein Weg, den ich auch in meinen Arbeiten immer mehr wahrnehme.

Zandile Tshabalala

by Zandile Tshabalala
Lounging I: G fabulous
2021
Acrylic and mixed media on canvas
120 x 90 cm
Courtesy: the Artist & Galerie Nagel Draxler Berlin/Cologne

interview

Luis Bortt
Leopold Schaefer